Kultur- und Kreativschaffende gestalten die Stadt von morgen!
NEBourhoods - ein Prototyp für zukunftsfähige Stadtentwicklung in Neuperlach
Unser Pool der Künstler*innen und Kreativschaffenden spielt eine zentrale Rolle in diesem Projekt des New European Bauhaus. Spannende Akteur*innen aus allen Gewerken und Branchen bringen ihre transformatorischen Skills und ihren visionären Geist ein.
Das Neue Europäische Bauhaus in Neuperlach - warum?
Mit dem Projekt NEBourhoods wollen wir herausfinden und ausprobieren, ob und wie man aus der Breite der Gesellschaft heraus innovative Lösungen für den Übergang zur klimaneutralen, resilienten und zirkulären Stadt entwickeln kann. Dies tun wir an einem konkreten Ort, dem Stadtviertel Neuperlach, und gleichzeitig so, dass diese Lösungen anschließend auch in anderen Quartieren Münchens umgesetzt und darüber hinaus von anderen Städten in Europa reproduziert werden können.
Warum in Neuperlach?
Einerseits weil es in Neuperlach auf die drängendsten Fragen der klimaneutralen und zirkulären Stadterneuerung einiges zu tun gibt. Neuperlach ist als das größte deutsche Stadterweiterungsgebiet der Nachkriegszeit geplant und gebaut worden. Autozentriert mit übergroßen Straßen, großen energetisch wie barrierefrei sanierungsbedürftigen Wohnblocks, mit riesigen Bürogebäuden, die ihre Funktion verlieren, weiten semi-privaten und monokulturellen Grünflächen.
Andererseits ist Neuperlach ein Quartier, das ursprünglich viel utopischer gedacht war, als es umgesetzt wurde. Für manches war die Zeit einfach noch nicht reif, gleichzeitig führte gerade die lange Bauzeit des 1100 ha großen Gebiets zu städtebaulichen Inkonsistenzen. Aber dennoch gibt große Potentiale, an denen NEBourhoods anknüpft.
Neuperlach hat mindestens drei große Stärken. Es ist grün. Es ist in allen Flächen ein großzügiges Quartier – in der Höhe und in der Breite. Und die Menschen, die dort leben und arbeiten, identifizieren sich besonders stark mit ihrem Stadtteil – gerade auch weil es sehr hartnäckige und sehr klischeehafte Ghetto-Vorstellungen von Neuperlach in den Köpfen vieler Münchner gibt.
Genau diese Bindung der Menschen an den Ort, an dem sie leben, braucht es, wenn er sich angesichts der Gründe für die Klimakrise und ihrer Folgen zukunftsfähig verändern soll. Schließlich geht es dabei um weit mehr als die Reparatur unserer ge- und verbauten Umwelt durch rein technologische Lösungen. Nur wenn diese Veränderung nicht nur technisch funktioniert, sondern gleichzeitig als etwas Positives, Greifbares und Wünschenswertes erfahren und mitgestaltet werden kann, werden Menschen sie in ihre Lebensgewohnheiten und -entscheidungen einbeziehen. Erst dann wird die grüne Transformation zu einer neuen Kultur des Zusammenlebens und Wirtschaftens.
So eine der Grundannahmen der New European Bauhaus Initiative und eine komplexe Herausforderung, für die es sich lohnt, einen neuen Ansatz in der Stadtentwicklung zu entwickeln und zu testen.
Stadtentwicklung mit Künstler*innen und Kreativschaffenden - warum?
Kultur und Kunst sind mächtige Instrumente, um wichtige soziale und gesellschaftliche Themen unserer Zeit aufzugreifen und ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Überall auf der Welt sind Künstler*innen und Kreative zugleich Aktivist*innen, Forscher*innen und Philosoph*innen. Mit ihrer Arbeit und ihren Aktivitäten fordern sie die Menschen auf, ihr Bewusstsein zu schärfen und sich an Debatten zu beteiligen. Sie können sich besonders gut in verschiedene Gruppen von Menschen einfühlen und experimentieren mit Prozessen, um ihre Ziele zu erreichen.
Doch sie sind nicht nur unverzichtbar als Akteur*innen des Empowerments. Bereit, Risiken einzugehen und Ungewissheit auszuhalten, erkunden sie das Unbekannte auf spielerische Weise und mit visionärem Einfallsreichtum. Kreativschaffende sind Expert*innen für komplexe Herausforderungen und treibende Kraft in offenen Innovationsprozessen.
Im Projekt NEBourhoods braucht es beides – das ermutigende genauso wie das mutige Möglichkeitsdenken von Künstler*innen und Kreativschaffenden. Einerseits um Brücken zu bauen und begehbar zu machen zwischen allen an der Umsetzung des Projekts beteiligten Menschen (aus Bürgerschaft, Zivilgesellschaft, Verwaltung/Politik, Wirtschaft und Wissenschaft), andererseits um bei den zu entwickelnden Lösungen zu einer im Sinne des Neuen Europäischen Bauhauses neuen Qualität von Innovation zu kommen. Zu Lösungen für eine durch die Reflektion auf gestaltgebende Vorgänge nachhaltigen und inklusiven Lebenswelt – das ist gemeint mit den drei Leitwerten der Initiative: beautiful, sustainable, together.
NEBourhoods - der Pool der Kreativen
NEBourhoods bietet Künstler*innen und Kreativschaffenden die Möglichkeit, zu einheitlichen und angemessenen Tagessätzen im Projekt mitzuarbeiten. Sie setzen keine eigenen Projekte im Rahmen von NEBourhoods um, sondern kommen in Reallaboren als Katalysatoren der co-kreativen Prozesse zum Einsatz. Aus diesen sollen im Sinne des Neuen Europäischen Bauhauses innovative, anschluss- und tragfähige Prototypen und Gründungen entstehen als Startpunkte für den Übergang des Stadtteils in eine klimaneutrale und klimaresiliente sowie zirkuläre Zukunft.
Aktuell bilden wir dazu den NEBourhoods-Pool der Kreativen mit mindestens 20 Akteur*innen. Nach einem Aufruf zur Interessenbekundung im Dezember und Januar haben uns zahlreiche Einsendungen mit sehr spannenden Profilen erreicht.
Ab März steigen wir mit dem Pool der Kreativen in die Projektarbeit ein.
NEBourhoods - das Projekt
Zusammen die nachhaltige Stadt von morgen gestalten – wie kann das gelingen?
Wenn wir vor Ort möglichst viele innovative Kräfte zusammenbringen und daraus ein produktives Ganzes machen, das mehr ist als die Summe seiner Teile – so die Antwort von NEBourhoods auf diese Frage.
Das Projekt hat drei Bausteine:
- Ein Ensemble von 10 Pilotvorhaben, die eine große Bandbreite an Nachhaltigkeitsthemen abbilden: vom zirkulären Bauen, Arbeiten und Wirtschaften bis zu Grünraum und Ernährung, von regenerativer Energie und Mobilität bis zu Jugendkultur im öffentlichen Raum und multifunktionaler Nutzung von Bauwerken. Diese wurden vorbereitet von zentralen Akteur*innen des Münchner Innovationsökosystems (Hochschulen, NGOs und Unternehmen).
- Orte und Formate für unternehmerisches Denken und Handeln, die in einem nicht hochschulgeprägten Stadtteil funktionieren und die eingebracht werden durch Start-up-Plattformen von Münchner Hochschulen. Einerseits als Angebote unternehmerischer Bildung sowohl für Bürger*innen mit Gründungsideen als auch für Unternehmen mit Innovationsbedarfen. Andererseits als Testbed für Start-ups, die ihre Lösungen für urbane Herausforderungen in Neuperlach testen und für Neuperlach einsetzen.
- Eine Drehscheibe für das gemeinsame Gestalten des Übergangs zu einem klimaneutralen und -resilienten Stadtteil, genannt Transition Hub.
Hier bilden sich Teams mit
- motivierten Menschen, die in Neuperlach leben und/oder arbeiten
- Menschen aus den vier Sektoren Zivilgesellschaft, Verwaltung/Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und
- ausgewählten Künstler*innen und Kreativschaffenden
und arbeiten gemeinsam - in regelmäßigen Abständen tageweise in Workshops und Real-Laboren
- mit vielfältigen Methoden
- ergebnisoffen und zugleich fokussiert
- an konkreten Problemstellungen
mit dem Ziel
- die 10 Pilotvorhaben in realen Gemeinschaften und an realen Orten in Neuperlach zu verankern,
nochmal neu zu definieren und sie zu anschlussfähigen Prototypen zu machen und - für Bauhaus relevante Herausforderungen, die dabei entstehen, so konkrete Projektideen zu formulieren,
dass daraus tragfähige soziale, grüne oder kulturelle Geschäftsmodelle oder Gründungen entstehen können.
Das Neue und Herausfordernde an dieser Vorgehensweise ist die Initiierung eines tiefgreifenden Lernprozesses in der Breite, für alle Beteiligten, der sich im Tun vollzieht und sich im Stadtteil zu innovativen Umfeldern und Gemeinschaften im Sinn des Neuen Europäischen Bauhaus verdichtet – NEBourhoods eben.
Der Transition Hub wird entwickelt und umgesetzt von M:UniverCity, dem Innovationsnetzwerk der Hochschule München, und dem Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft.
https://www.linkedin.com/company/creating-nebourhoods-together/about/
New European Bauhaus
Die EU-Kommission hat die New European Bauhaus Initiative (NEB) ins Leben gerufen, mit der aus der ganzen Gesellschaft heraus Lösungen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele gefunden werden sollen (European Green Deal).
Wie man diese Idee als kulturellen Prozess umsetzen kann, sollen fünf Leuchtturm-Projekte innerhalb der nächsten zwei Jahre zeigen - richtungsweisend für andere Städte und Regionen. München hat mit einem von der Stadt zusammengebrachten lokalen Konsortium den Zuschlag für ein solches Leuchtturm-Projekt erhalten.
Was mit den drei Leitwerten gemeint ist, die die Initiative für sich formuliert, beautiful, sustainable, together – also Ästhetik, Nachhaltigkeit und Inklusion, klärt sich in dem iterativ aufgesetzten Think&Do Tank missionsorientierter Politik immer wieder aufs Neue und in verschiedenen Projektbeispielen und Formaten der Beteiligung.
Das Concept Paper des NEB High-Level Round Table
Der NEB Compass
NEBourhoods Ansprechpartner*innen im Kompetenzteam
Christina Schepper-Bonnet